Am 27. Juni 2023 wurde der 17-jährige Nahel in Nanterre von der Polizei mit einem Schuss ins Herz ermordet. Diese schreckliche Tragödie machte einmal mehr deutlich, wie rassistisch der Staat und seine Polizei funktionieren.
Bereits in den ersten Stunden nach Nahels Tod setzte sich die Polizeimaschinerie in Bewegung und wandte bekannte Taktiken an, um die Wahrheit zu verschleiern. Die beteiligten Polizisten erstellten falsche Zeugenaussagen, die durch die Videobeweise schnell weggewischt wurden. Es wurden Nachforschungen über das Opfer angestellt, in der Hoffnung, Vorstrafen zu finden. All dies geschah mit der Komplizenschaft des politisch-medialen Apparats – die Informationen wurden verzerrt an Redakteurinnen und Redakteuren weitergegeben und insbesondere rechte Journalisten und Journalistinnen befeuerten eine rassistische mediale Darstellung. Eine Art, Nahel ein zweites Mal zu töten.
Nahels Tod ist kein isolierter Vorfall. Er reiht sich ein in eine lange Liste von Gewaltakten der Polizei gegen rassifizierte und ethnische Minderheiten. Diese Gewalt ist keineswegs das Werk einiger schwarzer Schafe, sondern spiegelt ein System wider, das rassistische Gewalt toleriert und fördert.
Um die von der Polizei verübte Gewalt zu verstehen, ist es unerlässlich, ihr schmerzhaftes Erbe zu erkennen. Die Institution der Polizei in Frankreich wurde historisch immer wieder eingesetzt, um die Kolonialordnung aufrechtzuerhalten, indigene Völker zu unterdrücken und die Interessen des französischen Staates zu verteidigen. Diskriminierende Praktiken und rassistische Vorurteile wurden in die Funktionsweise der Polizei somit selbst integriert. Es ist daher zwingend notwendig, an die Verantwortung des französischen Staates für die Fortführung der kolonialen Gewalt zu erinnern.
Im Oktober 2005 lösten die tragischen Tode von Zyed und Bouna eine Welle der Revolte in den französischen Vorstädten aus und offenbarte die tiefen Ungleichheiten und den systemischen Rassismus, die unsere Gesellschaft durchdringen. Die Revolten nach Nahels Tod treten in dieses Erbe ein. Es handelt sich dabei nicht um blinde Gewalttaten, sondern um Demonstrationen, die die notwendige Wut angesichts jahrelanger Ungerechtigkeiten, Brutalität und Polizeimorde sichtbar machen. Die Jugendlichen gingen auf die Straße, um ihrer Wut und Verzweiflung Ausdruck zu verleihen. Sie verurteilten die Polizeigewalt und forderten Gerechtigkeit für Nahel.
Doch Polizeigewalt beschränkt sich nicht auf Frankreich. Sie kommt auch in anderen Ländern vor und zeugt von einem systematischen Problem auf globaler Ebene. So gibt es auch aus Deutschland Berichte über Fälle von Polizeibrutalität, in denen die Polizei nicht davor zurückschreckt, dutzende Male auf Personen zu schießen, die als nicht weiß wahrgenommen werden. Bilel ist ein tragisches Beispiel dafür, der sein Leben durch diese nicht zu rechtfertigenden Gewaltakte zerstört sieht. Diese Vorfälle unterstreichen die Dringlichkeit, institutionellen Rassismus zu bekämpfen und diejenigen, die ihre Autorität missbrauchen, zur Rechenschaft zu ziehen – unabhängig davon, in welchem Land sie tätig sind. Internationale Solidarität ist von entscheidender Bedeutung, um dieser Gewalt ein Ende zu setzen und eine Welt aufzubauen, in der die Würde und die Rechte aller Menschen geachtet werden.
Es ist an der Zeit, angesichts unterdrückerischer Systeme radikale Maßnahmen zu ergreifen und eine Gegenmacht der Leute aufzubauen. Angesichts der Gewalt des Staates, seiner Polizei und der grassierenden Ungerechtigkeit müssen wir die Selbstverteidigung des Volkes fordern und fördern. Wir senden unsere Gedanken an alle Opfer der Polizeistaaten, die unter dem Deckmantel der Demokratie in Europa wuchern. Wir erinnern an die gemeinsame Notwendigkeit, unsere Verbindungen angesichts der Bullen und der Repression zu stärken.
Wir grüßen alle die heute in Herford auf der Straße sind, Gerechtigkeit für Nahel, Gerechtigkeit für Bilal, Gerechtigkeit alle! Freiheit für die Aufständischen in Frankreich!
Antifaschistische Aktion Paris-Banlieue